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„Jugend braucht individuelle und emotionale Ansprache in Bildungszusammenhängen“

Medienexperte Peter Holnick hält Fachvortrag an der Richard Müller Schule in Fulda

Von Mario Daube

Das digitale Zeitalter bestimmt das Leben und vor allem die Kommunikation der jungen Generation. Peter Holnick, Geschäftsführer des Institutes für Medienpädagogik und Kommunikation in Dreieich, hält dazu an der Richard Müller Schule einen Vortrag mit dem Titel: „Wie sind die denn drauf? – So denken junge Menschen heute“.

Nachdem die zahlreich erschienen Gäste, wie Elternvertreter, Vertreter anderer Schulleitungen bzw. des Schulamtes sowie Vertreter der Kooperationspartner und das Kollegium der Richard Müller Schule von Schulleiterin Claudia Hümmler-Hille herzlich begrüßt wurden, sprach Holnick in einem überaus interessanten und anregenden Vortrag von den Veränderungen unserer Kommunikation durch digitale Medien. Dazu stellte er, bezogen auf die Jugendlichen, zunächst die Frage „Warum machen die das jetzt?“ völlig wertfrei in das Zentrum der Betrachtung, da dies auch seine Ausgangsüberlegung gewesen sei. Man müsse nämlich davon ausgehen, so Holnick, dass Kinder nicht nur „toll“ sind, sondern hinsichtlich ihrer Entwicklung vor allem auch „abgucken“ und auf die Frage „Wer hat euch das erklärt?“ - „Ich selbst“ antworten.

Die alte Kommunikationswelt breche weg, die Neue sei aber noch nicht richtig da, was, laut Holnick, den Status Quo darstelle. Bezüglich dieser Kommunikation und den daraus resultierenden Verständnisschwierigkeiten zwischen den Generationen hielt er fest, dass die „Jugend das digitale Abenteuer sucht“ und „viel mehr Zeit braucht, weil viel mehr Optionen da sind als in unserer Generation“. Und da sich die Jugend von den Älteren durch den Input unterscheide, resümierte er: „Andere Kultur, andere Präsentation – dann klappt das mit dem Verstehen nicht“.

Mit launigen Beispielen aus seinem eigenen familiären Lebensumfeld, aktuellen Beispielen aus dem Internet und neusten Erkenntnissen aus der Forschung wusste Holnick sein Publikum zu fesseln, zum Nachdenken anzuregen und für die Thematik zu interessieren. Er machte ihnen dabei die Lebenswirklichkeit der Jugend anschaulich deutlich und zeigte auf, dass Jugendliche „Teil einer Inszenierung sein wollen“ und „heute für die Reproduktion eines Augenblicks leben“ sowie „nie alleine“ seien. Die Schule sei dabei der Hauptbegegnungsort, nehme die digitale Veränderung aber noch nicht ausreichend ernst genug. Vielmehr bestimme momentan die Unterhaltungsindustrie worüber gesprochen werde, setze die Jugend unter Druck und übernehme teilweise die Medienbildung. Die Frage nach dem Umgang mit Medien, sei eine Frage der Haltung, weshalb Holnick forderte: „ Wir müssen Kindern eine Haltung klar machen“. Diese Wertevermittlung sei durch die Medien und Unterhaltungsindustrie übernommen worden und müsse wieder stärker durch die Eltern und die Schule ausgeübt werden, was nur durch „sprechen, reden, fragen – aber bitte auch mit Humor“ gelänge. Man müsse die digitale Welt nicht nur ernster nehmen, sondern auch Gespräche und Reflektionen auf Augenhöhe führen und den Jugendlichen lösbare Krisen bzw. Aufgaben anbieten oder inszenieren.
Eine „Willkommenskultur für Jugendliche schaffen“ und „vom Unterrichten zum Aufrichten“ kommen, seien daher die vorrangigen Ziele für Eltern und Pädagogen, da „Jugend eine individuelle und emotionale Ansprache in Bildungszusammenhängen brauche“, so Holnick. Er schloss seine Ausführung mit den Worten: „Es gibt nicht mehr die eine Wahrheit – Es gibt ganz viele! Wir müssen schauen, wie wir damit umgehen.“

Im Anschluss nutzten die anwesenden Gäste noch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich mit Herrn Holnick auszutauschen.