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Individualisierung in einer offenen Lernkultur

Was weiß ich? – Was kann ich?

Die Betriebe, Hochschulen, Universitäten, Erziehungsberechtigten, kurz unsere Gesellschaft baut auf junge Menschen, die flexibel, engagiert, teamfähig und organisiert sind. Sie sollen selbstständig und reflektiert arbeiten können, zudem sicher im Umgang mit Medien sein. Neben dem Wissenszuwachs sind dies nur wenige Schlüsselkompetenzen, die die Schüler und Schülerinnen im Schulalltag erwerben sollten. Wissenszuwachs ist überprüfbar, doch wie weiß ein Schüler/eine Schülerin, was er/sie wirklich kann? Das Reflektieren des eigenen Lern- und Arbeitsverhaltens und damit das Erlernen des Reflektierens sind im Unterricht so relevant wie die Wissensvermittlung.

Erfolg im Lernen – in der Schule, in der Ausbildung, im Studium, in der Arbeitswelt, im Leben – basiert auf einem positiven Selbstbild, d.h. auf Wissen und Können und der Kompetenz, beides einschätzen zu können. Dies soll den Schülerinnen und Schülern durch eine sich verändernde Lernkultur an der Richard-Müller-Schule ermöglicht werden.

Durch das Arbeiten in Lernzyklen bzw. individualisierenden Lerneinheiten sind die Schüler und Schülerinnen aktiv an der Gestaltung des Lernprozesses beteiligt, entsprechend ihrer persönlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die Lehrperson gibt in der ersten Phase durch entsprechende Arbeitsaufträge den Anstoß und Anreiz zum Lernen. Ziele, Produkte und Termine werden festgelegt und die Schüler und Schülerinnen planen individuell ihr weiteres Vorgehen. Die zweite Phase dient dem Ausführen der Arbeitsaufträge, begleitet durch den Lehrer/die Lehrerin. In der dritten Phase werden die Ergebnisse und Produkte kontrolliert. Hierzu dienen alle gängigen Verfahren. Interessant ist die letzte Phase des Lernzyklus, denn hier wird das Lern- und Arbeitsverhalten nachbereitet und reflektiert. Mögliche Erkenntnisse und Einsichten können im nächsten Lernzyklus umgesetzt werden. Dies ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, den Erfolg im Lernen in die eigene Hand zu nehmen.

Diese Form des Arbeitens ist stark motivierend und erfordert von den Schülerinnen und Schülern ein hohes Maß an Eigenverantwortung, Selbststeuerung und Reflexionsfähigkeit. Die folgenden Ausschnitte aus Schülerbefragungen und einem Interview (geordnet nach den vier Phasen des Lernzyklus) verdeutlichen sowohl den Effekt der Lernmethode als auch die Einschätzungsfähigkeit der Schüler und Schülerinnen.

 

1. Phase:

„Ich sehe es [das individualisierende Arbeiten] als positiv, denn man kann sich seinen eigenen Zeitplan erstellen und sich somit eher nach seinen eigenen Interessen und seinem eigenen Arbeitstempo richten.“

 

2. Phase:
„Man arbeitet sich intensiver in das Thema ein.“ „Ich habe mehr gearbeitet und mich mehr mit einem Thema befasst. Dadurch habe ich die Dinge gelernt und konnte mir mehr merken als in einer traditionellen Unterrichtslektion.“

 

3. Phase:

„Gegenseitige Kontrolle in der Gruppe sowie die Auswertung bestimmter Aufgaben sind von Vorteil, da man sich in der Gruppe helfen kann.“

 

4. Phase:

„Wenn man es [das Arbeiten] nicht ernst nimmt, hinkt man schnell hinterher.“ „Das Lernen ist hier sehr individuell und selbstständig. Dies bereitet einen Schüler auf das spätere Arbeitsleben mit allen Herausforderungen vor.“

 

Die Schüler und Schülerinnen erwerben durch das Arbeiten in Lernzyklen Wissen und Können, darüber hinaus Kompetenzen in den Bereichen Kommunikation, Sozialverhalten, Teamfähigkeit, Kooperation und Konfliktverhalten. Diese befähigen sie zu selbstständiger Problemlösung im Alltag, im Arbeitsleben und machen sie zu studierfähigen jungen Menschen. Das Arbeiten mit individualisierenden Lerneinheiten wurde im Jahr 2016 in einer Fortbildungsreihe unter Leitung von Herrn Prof. Peter Heiniger von der Pädagogischen Hochschule Thurgau an der Richard-Müller-Schule initiiert. 

 Dana Roitzsch

 

Nähere Informationen zur Fortbildungreihe: Individualisierung in einer offenen Lernkultur