Fest der Kulturen
Interkulturelle Woche macht Station an der RiMS
Im Rahmen der Interkulturellen Woche vom 15.-29. September fand an der Richard-Müller-Schule am vergangenen Dienstag ein Fest der Kulturen statt, bei dem vor allem das Thema der gegenseitigen Wertschätzung im Fokus stand.
Wissen Sie, wie man sich in Syrien, dem Iran oder in Kenia unter Freunden begrüßt? Oder wie man in Korea einem Fremden „Guten Tag“ sagt? Über die kulturellen Besonderheiten von Begrüßungsritualen aus verschiedenen Nationen konnte man beim „Fest der Kulturen“ so einiges lernen. Schließlich kann es sehr unangenehm werden, wenn man schon beim ersten Kon-takt ins „Fettnäpfchen“ tappt. Die jeweiligen Gepflogenheiten seines Gegenübers zu kennen und zu achten, zeugt von Respekt und öffnet Türen zu einem wertschätzenden Miteinander. Unter der Leitung von Dr. Larbi Tajani (Integrationsbeauftragter der RiMS) präsentierten die Klassen des Schulzweiges „Integration durch Anschluss und Abschluss“ (InteA) die Rituale ihrer Herkunftsländer.
In einem Tanzworkshop der besonderen Art mischten sich deutsche Oktoberfest-Schlager mit traditionellem Bierbankhüpfen und eritreische Klänge, zu denen der (wirklich schwierige!) Schultertanz getanzt wurde. Unter dem Motto „Make music, not war“ lud die Leiterin Carmen Knupp die Schülerinnen und Schüler ein, die Gepflogenheiten des jeweils anderen kennenzulernen und mitzufeiern.
In einer von den InteA-Schülerinnen und Schülern organisierten Orientalischen Lounge konn-te man Spezialitäten aus den jeweiligen Herkunftsländern verkosten, z.B. Hummus, Kofta (Hackbällchen) oder Bolani (mit Gemüse gefüllter Teigfladen). Viele junge Menschen, die den InteA-Zweig der RiMS besuchen, haben Verfolgung, Vertrei-bung und Flucht erlebt. Eine Collage des Projektkurses WG 12, die während einer Projektwoche im belgischen Lommel erarbeitet worden war, veranschaulichte die Parallelen von Flucht- und Verfolgungsschicksalen während der Zeit des Nationalsozialismus und der heutigen Zeit. Die Collage thematisierte außerdem eindringlich die Frage nach der Entstehung von Ausgrenzung und Feindschaft.
Dass man Geflüchtete nicht alleine lässt und ihnen eine Perspektive in der Gesellschaft bieten muss, zeigte die Fuldaer Initiative Perspektiva, die 1999 von Fuldaer Unternehmern, Bürgern sowie zwei soziale Einrichtungen gegründet wurde, mit einem Infostand. SOLWODI, eine Menschenrechtsorganisation mit einer Fachberatungsstelle in Fulda, informierte über ihre Ar-beit für geflüchtete Frauen in Not, die bei der Organisation Unterstützung und Beratung fin-den. Über die Erfolgsgeschichte eines an der FH Fulda konzipierten Programms zur Bekämp-fung der Genitalverstümmelung von Mädchen in Kenia referierte Frau Anja Baierlein vom Verein Lebendige Kommunikation (LebKom). Unter dem Motto „Wüstenblume muss nicht sein“ zeigte sie auf, dass der wertzentrierte Ansatz, der von der Fuldaer Professorin Muthgard Hinkelmann-Toewe entwickelt wurde, in der Region Kenias, wo der Verein LebKom aktiv ist, eine Überwindung der gefährlichen Tradition der Beschneidung zur Folge hat. Der Erfolg des sogenannten Mosocho-Projektes basiere vor allem darauf, dass man die Menschen und ihre Gefühle achte und wertschätze. Bisher konnten durch die Arbeit des Projekts über 30000 Mädchen geschützt werden.
Die Richard-Müller-Schule war einer der Veranstaltungsorte der Interkulturellen Woche, während welcher in und um Fulda in diesem Jahr 47 Veranstaltungen unter dem Motto „Vielfalt verbindet“ stattfinden. Dass dieses Motto gelebt wird, ist an der Schule, die auch das Zertifikat „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ trägt, selbstverständlich. In Kenia begrüßt man sich unter Freunden übrigens meist mit einem schwungvollen Hände-schütteln, in Syrien und im Iran oft mit drei Küssen auf die Wange und einem Handschlag, in Korea hingegen verbeugt man sich, die Arme bleiben seitlich am Körper liegen.
(Text und Fotos 1 und 2 Johanna Frank, Foto 3: Freya Ruppel)